Zu einem bewussten Umgang mit unserer Umwelt gehört für viele Schweizer auch das Kompostieren ihrer Küchenabfälle. Küchen- und Gartenabfälle verwandeln sich so in wertvollen Bio-Dünger und können der Natur wieder als Nährstoffe zugefügt werden. Ein natürlicher Kreislauf schliesst sich.
Der damit eingesparte synthetische Dünger hilft zusätzlich unseren Planeten und unsere Gesundheit zu schützen.
Warum der Gartenbesitzer eigenen Kompost herstellt, ist selbst der gemeinen Grosstadtpflanze bekannt. Aber wie kann auch ein Städter ohne Hochbeet am Balkon, Vertical-Garden oder gar Fensterbank-Beet von Kompostieren in der Wohnung profitieren?
Tatsächlich gibt es neben dem klassischen Komposthaufen einige Kompostiermethoden, die auch in der Wohnung funktionieren. Und obwohl alle heute von uns vorgestellten Methoden auch Pflanzendünger hervorbringen, sind die Förderung des Pflanzenwohls noch lange nicht ihre einzigen Argumente.
Heute betrachten wir 3 Kompostiermethoden: die Wurmkompostierung, das Bokashi-Verfahren und die Nutzung der Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Wetten, es ist auch eine Methode für dich dabei.
Eine schnelle Übersicht
WÜRMER | BOKASHI | SCHWARZE SOLDATENFLIEGE | |
Prozess | Aerobe Zersetzung durch Kompostwürmer | Anaerobe Fermentation mit Mikroorganismen | Abfallzersetzung durch Larven |
Geeignete Abfälle | vorwiegend rohkost und vegan, Eierschalen, Tee und Kaffee | Fastalle organischen Abfallprodukte, einschliesslich tierischer Produkte | Sehr breite Palette, inkl. Fleisch, Fisch & verdorbene Lebensmittel |
Endprodukt | Wurmhumus als biologischer Dünger | Bokashi und Bokashisaft | Kompost und Larven als Proteinquelle |
Umwelt | CO₂-neutral, produziert wertvollen Dünger | Geringer Energieaufwand, reduziert Abfälle | Effiziente Abfallverwertung, nachhaltige Proteinquelle, Kreislaufwirtschaft |
Handhabung | Wenig Platz, regelmäßige Fütterung, Lebewesen mit Bedürfnissen | Einfache Handhabung, aber Nachbearbeitung nötig | Braucht spezielle Behälter & Temperaturkontrolle, viel Platz |
Geeignet für … | Umweltbewusste Haushalte und Famillien mit grünem Daumen. | Jeden, der nicht gerne den Biomüll runter trägt. | Halter von Tieren (Hühnern, Fischen oder Schweinen) die Larven als Tierfutter verwenden möchten. |
1. Wurmkompostierung – nicht nur für Gartenbesitzer
Regenwürmer verwandeln organisches Material in das schwarze Gold des Bodens – Wurmhumus. Er buddelt, gräbt und frisst sich unermüdlich durch das Erdreich und verwandelt abgestorbenes organisches Material in wertvollen Humus um.
Bei der Wurmkompostierung machen wir uns diese Eigenschaft des Regenwurms zu Nutze. Wir geben dem Kompostwurm – einer Unterart des Regenwurms – unseren Küchenabfall und er wandelt es für uns in nährstoffreiche Erde um, die wir wiederum zum Gärtnern verwenden können.

Die Wurmkiste – Alternative zum Komposthaufen
Am Komposthaufen siedeln sich natürlicherweise Regenwürmer an, die mithilfe von anderen Klein- und Kleinstlebewesen die Arbeit erledigen. Nachteil: Komposthaufen benötigt relativ Platz im Freien. Gut für alle Gartenbesizter, die Stadtpflanze bleibt aber auf ihrem Biomüll sitzten. Hier kommt die Wurmkiste ins Spiel. Der Vorteil: Die Wurmkiste ist platzsparend, riecht nicht, und kann sogar direkt in der Küche stehen. Klappe auf, Abfall rein – den Rest erledigen die Würmer. Kein stinkender Biomüllbeutel mehr. Kein tägliches Entsorgen in der Biotonne und Haustiere, die genügsam und zugleich nützlich sind. Was will man mehr.

Wie Wurmkiste
Die Wurmkiste gibt es in unterschiedlichen Varianten und Grössen. Falls die Wurmkiste nicht genügt, kann der Urban WormBag die Lösung sein, der täglich bis zu 2 kg Biomüll verarbeiten kann. Immer mehr Schulen, Betriebe und grosse Familien haben einen oder mehrere WormBags im Hinterhof stehen.
CO₂-Bilanz, Energieeffizienz und langfristige Umweltauswirkungen
Die Wurmkompostierung ist eine der umweltfreundlichsten Methoden zur Kompostierung. Sie benötigt keinen zusätzlichen Energieaufwand, da die Zersetzung durch natürliche biologische Prozesse erfolgt.
CO₂-Bilanz: Die aerobe Zersetzung durch Würmer produziert kaum klimaschädliche Gase wie Methan (CH₄), das bei herkömmlicher Müllentsorgung entsteht.
Energieeffizienz: Da keine externe Energiezufuhr benötigt wird, ist die Methode besonders energieeffizient.
Langfristige Umweltauswirkungen: Der erzeugte Wurmhumus verbessert die Bodenqualität nachhaltig, fördert das Bodenleben und reduziert den Bedarf an künstlichem Dünger, dessen Produktion oft sehr energieintensiv ist.

Vorteile
- Hochwertiger Dünger: Der produzierte Wurmhumus ist nährstoffreich und verbessert die Bodenqualität erheblich.
- Geruchsarm: Bei richtiger Pflege entstehen keine unangenehmen Gerüche, was den Einsatz in Innenräumen ermöglicht.
- Platzsparend: Dank kompakter Designs ist die Kompostierung jetzt auch in der Wohnungen möglich.
- Spielerisch Lernen: Natürliche ökologischer Kreislauf und Lebensweise der Würmer können hautnah erlebt und unseren Kindern vermittelt werden.
Gesund: Es wird oft berichtet, dass sich die eigene Ernährung nach Anschaffung einer Wurmkiste an die pflanzenbasierte Ernährung der Würmer anpasst.

Nachteile der Wurmkiste
Pflegeaufwand:In der Wurmkiste befinden sich Lebewesen mit entsprechenden Bedürfnissen. Kompostwürmer sind sehr genügsame Haustiere, trotzdem benötigen sie ein Minimum an Zuwendung und Pflege: Regelmäßiges Füttern, richtige Feuchtigkeit in der Kiste und genügend Faserfutter.
Eingeschränkte Abfallarten: Tierische Produkte, Getreide und gekochte Lebensmittel vermeiden.
Fazit
Die Wurmkompostierung mit der Wurmkiste ist ideal für umweltbewusste Pflanzenliebhaber mit eingeschränkten Platzangebot. Mit der Wurmkiste lässt sich in Innenräumen oder Balkon hochwertigen Wurmhumus produzieren und zugleich Müll reduzieren. Was uns besonders gefällt: Die Wurmkiste integriert biologischen Abbauprozesse spielerisch in der Familie. Kinder sind fasziniert und lernen ganz nebenbei, wie natürliche Kreisläufe funktionieren. Die Wurmkiste findet daher auch immer öfter Einzug ins Klassenzimmer.
Bokashi – Abbau durch Fermentation
Würmer sind nichts für dich? Dann ist die Bokashi- ompostierunginteressant für dich. Das Bokashi-Verfahren ist eine schnelle Möglichkeit, nahezu alle organischen Abfälle zu fermentieren. Binnen zwei Wochen wird Küchenabfall in nährstoffreichen Bokashi umgewandelt. Dieser ist ein hocheffektiver Bodenverbesserer oder lässt sich auch einfach in der Biotonne entsorgen. Das Biomüllvolumen wird auf einen Bruchteil reduziert und der tägliche Bio-Müll-Lauf fällt mit dem Bokashi-Eimer, der direkt in der Küche stehen kann, weg.

Funktionsweise von Bokashi
Beim Bokashi-Verfahren werden Küchenabfälle in einen luftdichten Behälter (Bokashi-Eimer) geschichtet und mit einer speziellen Mischung aus Effektiven Mikroorganismen (EM), dem sogenannten Bokashi-Kleie, bestreut. Ist der Eimer voll, wird dieser verschlossen und unter es beginnt der anaerobe Prozess, bei dem die Abfälle innerhalb von etwa zwei Wochen fermentiert werden. Während dieser Zeit entsteht Flüssigkeit, der Bokashi-Saft, der regelmäßig abgelassen und als Flüssigdünger verwendet werden kann. Die fermentierte Masse kann anschließend in den Boden eingearbeitet werden und nach einer “Vererdungszeit” von rund 14 Tagen als Bodenverbesserer dienen.
CO₂-Bilanz, Energieeffizienz Umwelt
Langfristige Umweltauswirkungen: Die fermentierte Masse sorgt für eine langfristige Verbesserung des Bodens, indem sie Mikroorganismen zuführt und Nährstoffe optimal erhält. Zudem reduziert Bokashi Lebensmittelabfälle und verringert die Notwendigkeit synthetischer Düngemittel.
CO₂-Bilanz: Da die organischen Abfälle nicht verrotten, sondern fermentieren, entstehen deutlich weniger Treibhausgase, insbesondere kaum Methan.
Energieeffizienz: Die Methode benötigt keine externe Energiezufuhr, allerdings fällt ein minimaler Energieaufwand für die Herstellung und den Transport von Bokashi-Kleie an.
Kompostieren ist ein einfacher Schritt, um Restmüll zu reduzieren und gleichzeitig einen Beitrag zum Zero Waste in der Küche zu leisten.
Vorteile von Bokashi
Verarbeitung vielfältiger Abfälle: Auch Fleisch, Fisch und Milchprodukte können problemlos fermentiert werden.
Kompakte Größe: Ideal für Wohnungen. Da der Prozess in einem luftdichten Eimer stattfindet, ist der Prozess absolut geruchsneutral.
Schnelle Umsetzung: Die Fermentation dauert nur etwa zwei Wochen, danach kann das Material direkt im Garten oder in Pflanzgefäßen weiterverarbeitet werden.
Täglicher Bokashi-Saft: Flüssigdünger für Zimmer- und Balkonpflanzen. Stark verdünnt ein effektiver biologischer Dünger oder natürlicher Abflussreiniger.
👉 Lese in unserem Artikel, wofür Bokashisaft alles verwendet werden kann.
Übrigens kann Bokashi bei Nichtverwendung problemlos im Bioabfall entsorgt werden.
Nachteile von Bokashi
Nachbearbeitung erforderlich: Die fermentierte Masse muss in den Boden eingearbeitet und “vererdet” werden und kann nicht direkt als Pflanzsubstrat verwendet werden.
Anschaffung von Bokashi-Kleie: Für jeden neuen Fermentationsprozess wird frische Bokashi-Kleie benötigt.
Regelmäßige Pflege: Der entstandene Flüssigdünger muss regelmäßig abgelassen werden, um optimale Bedingungen im Eimer zu gewährleisten.
Zwei Eimer notwendig: Während des Fermentationsprozesses darf keine Luft in den Behälter gelangen. Wenn einer Eimer voll ist, muss er für 6 Wochenverschlossen bleiben.
Fazit Bokashi-Kompostierung
Bokashi ist eine hervorragende Methode für Stadtbewohner mit begrenztem Platz, auch wenn der Bokashi nicht für Pflanzen genutzt wird, eignet sich die Methode um Biomüll stark zu reduzieren. Der tägliche Gang zur Biotonne gehört, ebenso wie stinkende Müllbeutel, der Vergangenheit an.
Die Schwarze Soldatenfliege als Klimaretter?
Die Kompostierung mit der Schwarzen Soldatenfliege ist, zumindest in unseren Breiten, noch ein echter Geheimtipp – aber wahrscheinlich die innovativste Art, Bioabfälle zu verwerten. Die Larven der aus Asien stammenden Fliegen fressen sich durch unseren Abfall und wandeln diesen nicht nur in Kompost, sondern vor allem in proteinreiche Nährstoffquelle um. Die Larven sind so effizient, dass aus 2 kg Biomüll 1 kg Larven entstehen können. Diese sind dank hohem Protein- und Fettanteil von vielen als das Tierfutter der Zukunft beschrieben. Ein echtes Kreislaufsystem in Aktion! Klingt spannend? Dann schauen wir uns das mal genauer an!

Funktionsweise
In speziellen Kompostern werden die Larven auf den Bioabfall gesetzt, den sie innerhalb von etwa zwei Wochen vollständig verwerten – und das sogar in doppelter Weise: Während dieses Prozesses nehmen die Larven an Masse zu und können anschließend als proteinreiches Tierfutter genutzt werden. Die verbleibenden Rückstände dienen als nährstoffreicher Dünger für Pflanzen. Soweit so einfach. Für wen eignet sich diese Methode und was nützt sie wirklich?
CO₂-Bilanz, Energieeffizienz und Umweltauswirkungen
CO₂-Bilanz: Während des Zersetzungsprozesses entsteht zwar etwas CO₂, jedoch deutlich weniger als bei herkömmlicher organischer Abfallverwertung auf Mülldeponien, wo Methan freigesetzt wird. Zudem binden die heranwachsenden Larven Kohlenstoff.
Energieeffizienz: Die Methode benötigt Wärme für eine optimale Entwicklung der Larven (ideal 25–30 °C), was in kälteren Regionen durch externe Energie unterstützt werden muss.
Langfristige Umweltauswirkungen: Soldatenfliegen Larven haben einen hohen Energiegehalt und lassen sich umweltfreundlich aufziehen, denn sie ernähren sich von organischem Abfall. Dabei sind sie auch nicht wählerisch. Sie verschlingen so ziemlich alles und wachsen dabei in enormer Geschwindigkeit. Dabei hinterlassen sie nährstoffreichen Humus, der wiederum Pflanzen zugeführt werden kann.

Vorteile der Soldatenfliegen-Kompostierung
Hohe Effizienz: Die Larven können innerhalb von zwei Wochen große Mengen organischer Abfälle zersetzen.
Nachhaltige Proteinquelle: Die geernteten Larven sind reich an Proteinen und Fetten, was sie zu einer hervorragenden Futterquelle für Nutztiere wie Hühner und Fische macht.
Breites Abfallspektrum: Im Gegensatz zu einigen anderen Kompostiermethoden können die Larven auch tierische Abfälle wie Fleisch- und Fischreste verarbeiten.
Nachteile der Soldatenfliegen-Kompostierung
Spezielle Ausrüstung erforderlich: Die Haltung der Larven erfordert spezielle Aufzuchtbehälter und eine sorgfältige Überwachung der Umweltbedingungen, insbesondere der Temperatur. Relativ grosser Aufwand, Entwicklungsstadien müssen beachtet werden. Aufwand für privaten Haushalt meist zu gross.
Für privaten Haushalt wenig geeignet: Für Besitzer von Nutztieren (Hühner, Fische oder Schweinen) ein sinnvolles Verfahren zur Biomüllentsorgung und Futtermittelproduktion.
Regulatorische Einschränkungen: In der Schweiz bestehen Regulationen für dei Fütterung der Flliegenlarven.
Fazit Schwarze Soldatenfliegen
Umwelt- und Klimaforscher sehen in der Soldatenfliege einen der besten Kämpfer gegen die Rodung des Urwaldes und Überfischung der Meere. Denn ihre Larven könnten die Lösung der Futtermittelproblematik werden.
Mit der Soldatenfliege lassen sich – pardon – zwei Fliegen mit einer Klappe schalgen: Einerseits werden verdorbene und übriggebliebene Lebensmittel so umgewandelt, dass sie wiederum Tiere und Pflanzen mit Nährstoffen versorgen können. Und das höchst effizient.
Und das ist noch nicht alles. Weltweit sind Insekten in vielen Kulturen fester Bestandteil des Speiseplans. Grillen, Larven oder Heuschrecken werden als Snack oder proteinreiche Mahlzeit eingenommen. Bei uns wird es noch dauern, aber der Trend zeichnet sich ab. Inzwischen sind vier Insekten als Lebensmittel in der EU zugelassen. Also nur eine Frage der Zeit, bis wir statt Chicken-Wings Soldatenfliegen-Burger bestellen werden.
Das Potenzial der Soldatenfliegen geht weit über das Kompostieren hinaus, vielmehr ist es Teil einer kompletten Kreislaufwirtschaft, die auf den kleinen Insekten aufgebaut werden könnte.
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